Zahlreiche Legenden berichten von einer besonderen Verbindung zwischen dem Holunderbaum und dem Jenseits sowie dem Übergang ins Diesseits: Das Holz des Kreuzes soll aus Holunderholz geschnitzt worden sein, und Judas (der dreizehnte Apostel) soll sich an einem Holunderbaum erhängt haben. Bei den Kelten ist der Holunder der dreizehnte und letzte Baum in ihrem Kalender. Er verliert seine Blätter erst sehr spät im Winter, manchmal sogar gerade dann, wenn die neuen Blätter austreiben. Man sagte ihm nach, er beschütze Häuser, und wehe dem, der sein Holz verbrannte, denn man glaubte, es sei von Nymphen und Sylphen bewohnt.
Als heiliger Baum wurde er aus demselben Grund zum verfluchten Baum, zum Judasbaum, als der Katholizismus in Gallien einfiel und seine Glaubensvorstellungen durch die Auslöschung heidnischer Traditionen durchsetzen wollte. Für die Kelten ermöglichte der Holunder die Kommunikation mit den Toten, offenbar durch Flöten, die aus seinen Zweigen geschnitzt wurden, aus denen das Kernholz (das Mark) entfernt werden konnte. Sein lateinischer Ursprung, sambucus, ist etwas unklar: Die Bibel erwähnt die Sambuca, ein harfenähnliches Musikinstrument; sabucus war die römische Bezeichnung für Holunder. Und da Flöten aus Holunderzweigen gefertigt wurden, wurde sein Name zu sambucus, was auch Flötenspieler bedeutet.
Holunder gedeiht prächtig in der Nähe von Bauernhöfen, wo der häufige Tierverkehr den Boden anreichert. Auch auf Ruinen wächst er gut, vermutlich dank der Samen, die er im Vogelkot findet. Dieser sehr pflegeleichte Strauch lässt sich leicht durch Stecklinge und Schnitt vermehren und duftet während der Blütezeit intensiv.
Holunderbeeren wirken schweißtreibend, das heißt, sie fördern die Ausscheidung durch Schwitzen, bei einer Dosis von 225 mg pro Tag.
Schließlich schreibt das Volkswissen Holunderbeeren eine Hilfe im Kampf gegen Aggressionen zu, insbesondere in Zeiten, in denen diese geschwächt sind: Ende des Winters, Genesung.
Pflanzenteil: Blüte.
Botanischer Name: Sambucus nigra.



